Sonntag, 18. Juni 2017

LOHNT ES SICH?


Foto: Kevin Rumpel
Lohnt sich all die Arbeit? Das werde ich oft gefragt. Lohnt sich all der Aufwand und Stress? Das fragen sich mit Sicherheit immer mal wieder meine Ensembles und auf jeden Fall deren Familie und Freunde. Lohnt sich das viele Geld? Das fragen sich andauernd die Politiker auf kommunaler, Landes- und Bundesebene, wenn sie kulturelle Projekte finanzieren sollen und mit Sorgenfalten auf den Etat schauen.
Nicht nur an Tagen wie heute, an denen eine großartige Premiere hinter mir liegt, sage ich:
Ja! Ja! Ja!
Wir leben in merkwürdigen Zeiten: Was lohnenswert sein soll, bestimmen wir oft nicht mehr selbst: Das entscheiden Klickzahlen, Kontostände und die Anzahl der Presseberichte. 
Wir sind aber nicht aus Zahlen gemacht. Wir leben auch nicht von Zahlen.

Wir leben - neben der Ernährung - von Liebe, von Familie und Freundschaft, von Bindungen, von Geschichten, die uns Kraft geben, von Ideen, die uns nach vorne gehen lassen, von der Hoffnung auf ein besseres Leben, von der Gewissheit, dass jemand da ist, der uns auffängt, von der Sicherheit, dass wir die Kraft haben, jemandem die Hand reichen zu können.
Foto: Kevin Rumpel
Was das mit Theater zu tun hat? 
Alles!
Denn im Theater kommen all diese Dinge zum Tragen. Nur durch sie gibt es das Theater und mit dem Theater erfahren wir genau das: Wertschätzung, Hoffnung, Kraft, Bindung, Selbsterkenntnis, Welterkenntnis.
Gestern war die Premiere von "Ich bin eine Insel". Alle haben so hart daran gearbeitet. Alle haben mit so viel Freude, Lust und Kraft eine Reise unternommen, bei der jeder ein sehr hohes Risiko eingegangen ist. Und es war wunderbar. 
Jemand aus dem Publikum sagte mir danach, dass er in seinem eigenen Kopf, in seinem Leben, die Dramaturgie des Stückes wiedergefunden hat. Das Stück sei, wie eine Reise durch sein Leben gewesen mit wunderbaren Erkenntnissen für sich. Ähnliches hörte ich an diesem Abend noch oft. Was soll ich sagen: Wir haben unsere eigenen Geschichten genommen und sind dann den Spuren von Odysseus gefolgt. Homer gab uns also den Takt vor. Eine der ältesten Geschichten der Menschen berührt uns offenbar immer noch. Jeder kann es an einem solchen Abend spüren: Wir sind verbunden: miteinander und mit der ganzen Welt!
Ist ist das nicht großartig?! Ist das nicht lohnenswert?!
Ja! Und Ja!
Heute Abend spielen wir übrigens nochmal: 19.00 Uhr Deilbachsaal, Pannerstraße 12, Velbert-Langenberg.

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